Unsere Reise nach Islay und der Single Malt Whisky

Mott: Man sollte immer eine kleine Flasche Whisky dabeihaben, für den Fall eines Schlangenbisses, und außerdem sollte man immer eine kleine Schlange dabeihaben. (W.C. Fields)

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Als wir uns im März 2001 bei unserem ersten Konzert zusammenfanden, war nicht nur die Musik das Gemeinsame, sondern wir stellten sehr schnell fest, dass wir auch beim Essen und Trinken sehr gut harmonierten. Und da wir uns mit großer Begeisterung bei jeder Probe, bei jedem Konzert und bei jeder Gelegenheit mit schottischem Single Malt Whisky, verwöhnen, ja belohnen, war es völlig klar, dass wir eines Tages mal einen Betriebsausflug nach der Quelle des Wohlgeschmacks unternehmen mussten.


Und so flogen wir im Juni letzten Jahres nach Glasgow, mieteten uns einen Wagen und machten uns auf den Weg an die äußerste Südwestküste Schottlands.



Denn hier auf dieser schönen Insel, vor Nordirland gelegen, wächst so lieblich heran, was die Herzen höher schlagen lässt und die Geschmackspapillen der Zunge in Wallungen versetzt. Sieben Destillerien beherbergt diese Insel mit ihren 4000 Einwohnern. Sie wurde zu einem Wallfahrtsort für Liebhaber ausgefallener und extremer Malt Whiskys, zu deren Fangemeinde wir uns auch zählen dürfen.


In freudiger Erregung beobachteten wir das Anlegen der Fähre, die uns die nächsten beiden Stunden unserem Ziel näher bringen sollte.


So eine Seefahrt ist lustig und die Vorfreude auf das, was uns da erwartete, musste man natürlich mit dem passenden Getränk unterstützen.


Dann war es endlich so weit und im Hafen von Port Ellen begrüßte uns als Erstes die ehemalige Destillerie Port Ellen, die leider Anfang der 90er Jahre stillgelegt wurde. Sie ist ein wunderschönes Willkommens-Zeichen für die Besucher.


Wir nähern uns jetzt der ersten funktionierenden Destillerie, nämlich Bowmore in Bowmore. Wie es sich gehört, hat das nette Örtchen auch eine Kirche,


und zwar eine runde, damit sich der Teufel keine Ecken zum Verstecken aussuchen kann. Jedoch befindet sich am anderen Ende des Ortes eine Destillerie, die Bowmore Destillerie.


Sie wurde 1779 erbaut und ist eine der ersten registrierten Brennereien in Schottland. Bowmore ist eine der wenigen Brennereien, die noch über eigene Malting Floors verfügen, sie mälzen selbst ihre Gerste. Bowmore hat vier Stills und macht als einzige Islay-Destillerie ausgiebig von Sherryfässern Gebrauch.

Man findet diese Malts als 10-, 12-jährige mit 40 % und als 17-, 21- und 25-jährige mit 43 %. Aber man kann sich auch als Liebhaber mit der legendären Sherryfassabfüllung Black Bowmore von 1964 mit ca. 50 % Alkohol nicht nur finanziell ruinieren.

Diese erste Destille werde ich zum Anlass nehmen, um kurz auf den Werdegang des schottischen Single Malt Whisky einzugehen.

Historisch gesehen ist Malt die älteste Form von Scotch. Der früheste Beleg stammt von 1494, Whisky war damals schon sehr verbreitet. Wahrscheinlich war er anfangs ein Nebenprodukt der Landwirtschaft, um überflüssiges Getreide sinnvoll zu verwerten. Den Aufschwung nahm er 1644 mit der Einführung der Alkoholsteuer durch die Engländer, was die schottischen Brenner in die Illegalität trieb und Poitin, der Schwarzgebrannte, wurde zum Symbol des Widerstandes gegen die englische Besatzungsmacht.

Die Neuzeit des Whiskys begann mit der industriellen Revolution ab 1830. Die neue Technik ermöglichte die Herstellung von billigem und leichtem Grain, der fortan mit Malt zu Blended Whisky, dem heutigen Scotch verschnitten wurde
Erst als Blended Whisky wurde Scotch außerhalb seiner Heimat bekannt. Der Malt galt in der tonangebenden Londoner Gesellschaft als Bauerngetränk, man trank Brandy, meist Cognac mit Soda verdünnt.

Den Siegeszug um die Welt trat der schottische Whisky allerdings erst in den 20er Jahren an während der Prohibition in den USA. Mit stillschweigender Billigung der britischen Regierung und Unterstützung der Royal Navy taten sich die Schotten als Blockadebrecher und Schmuggler hervor und bereiteten so dem Scotch das Terrain für die Zeit nach der großen Dürre.

Single Malt ist ein Produkt einer einzigen Destillerie. Er wird nach wie vor zu 80 % für den Blended Whisky produziert, um dem berühmten Scotch seinen Geschmack zu geben.

Denn der besteht zum großen Teil aus Grain, dem industriemäßig hergestellten und geschmacksneutraleren Getreidedestillat, vorwiegend aus Mais, angereichert mit ein wenig Gerstenmalz. Gemischt nach Geheimrezepten mit bis zu 50 verschiedenen Malt Whiskys entsteht so der über viele Jahre stets gleichschmeckende Scotch. Seine Farbe erhält er durch Zusatz von Zuckercouleur in Form von Karamel.

1963 brachte die größte schottische Destillerie Glenfiddich zum ersten Mal einen Single Malt, die berühmte grüne 3-eckige Flasche auf den Markt und wurde ob dieser "Bauernbrühe" sehr belächelt. Es dauerte 10 Jahre, bis die Konkurrenz begriffen hatte, wie groß der Markt dafür war. Und er wächst ständig, wie man auch heute hier sieht.

Nun zur Grundlage: Gerste, Wasser und Hefe.


1. Die Gerste, sie kommt vorwiegend aus Schottland, wird in reifem Zustand geerntet.


2. Danach wird sie einige Tage in heimischem Quellwasser eingeweicht.


3. Anschließend breitet man die gequollenen Gerstenkörner auf einer großen, ebenen Fläche, den "malting floors", aus. Während der nächsten acht bis zehn Tage wendet man das Korn täglich mit einer großen flachen Holzschaufel, damit es zu keimen beginnt. Im Korn wandeln Enzyme die Stärke in Zucker um, aus ihm entsteht später Alkohol.

4. Die feuchte, angekeimte Gerste wird nun auf dem Boden einer Darre zum Malzen ausgebreitet. Mit Hilfe eines Torffeuers unter dem Boden wird das Keimen der Gerste unterbrochen. Der Rauch des Torfs durchdringt die Gerste und hinterlässt auch im fertigen Whisky einen unvergleichlich rauchigen, torfigen Geschmack.

5. Anschließend wird die Gerste gereinigt und in einer Malzmühle zu Schrot gemahlen.


6. Nun füllt man das Malzschrot in ein großes Fass und schüttet heißes Wasser hinzu, es entsteht eine Maische, "mash" genannt. Die restliche Stärke im Malz verwandelt sich in Zucker, der dann gelöst wird.


7. Diese süße Flüssigkeit kommt nun unter Zugabe von Bierhefe, dem Yeast, in einen großen, tiefen Holzbottich.


8. In den nächsten 2 bis 3 Tagen brodelt, dampft und schäumt es, denn die Gärung ist in vollem Gange. Nun könnte man eigentlich Bier brauen.


9. Die Gärflüssigkeit, "wash" genannt, hat jetzt 5 bis 9 % Alkohol und wird in eine große Brennblase, die "wash still", umgefüllt. Es beginnt nun der erste Destillationsprozess. Danach erhält man über den Raubrand oder die "low wines" mit ca. 30 % Alkoholgehalt.

10. Die Kunst der Brennmeister: Zum Reinigen und Konzentrieren der Aromastoffe und des Alkohols wird diese Flüssigkeit erneut destilliert, und zwar in einer kleineren Brennblase, der "spirit still". Am Anfang der zweiten Destillation zieht der Brennmeister den fuselölhaltigen Vorlauf ab und bewahrt ihn für die nächste Destillation auf.

11. Dann entscheidet er aufgrund seiner Erfahrung und seines Könnens, wann der Mittellauf, "proof" genannt, mit ca. 70 % Alkohol aus dem laufenden Prozess abgetrennt wird. Anschließend wird der wässrige Nachlauf mit seinen unreinen Rückständen abgezapft und ebenfalls aufgehoben. Vorlauf und Nachlauf werden vermischt und mit dem "wash" des nächsten Ansatzes erneut destilliert.


12. Abschließend wird der noch farblose Whisky mit Quellwasser auf etwa 63 % verdünnt und in Fässer abfüllt. Man verwendet für die Lagerung verschiedene Holzfässer. Dabei findet ein Austausch zwischen der Flüssigkeit im Fass und der äußern Umgebung statt. Zwischen 2 und 5 % des Whiskys verdunsten jedes Jahr, genannt "angel's share". Bei der Lagerung im Holzfass verändert sich der Whisky durch die weichmachende Wirkung der Gerbstoffe im Holz sowie durch die Aromastoffe, die das Holz selbst abgibt, er nimmt jetzt die Farbe vom Holz an.

13. Die meisten Whiskys werden im Alter zwischen 8 und 15 Jahren verkauft. So lange bleiben sie im Fass und werden dann auf "Trinkstärke " von 40 bis 43 % verdünnt und in Flaschen abgefüllt. Beliebt sind natürlich auch die Abfüllungen in Fassstärke von ca. 63 bis 67 % Alkohol.

Verkostung

Aber um Sie nicht ganz vertrocknen zulassen, wenden wir uns jetzt dem 12 Jahre alten Bowmore zu. Doch zunächst noch eine kurze Lektion: Verkosten, was ist das?

Nehmen Sie Ihr Glas in die Hand und vor die Augen. Und unter dem Motto: schauen, riechen und schmecken wollen wir uns jetzt dieser wunderbaren Flüssigkeit nähern.

Betrachten Sie zunächst die Farbe, die während des Reifungsprozesses im Fass entstanden ist. Die verschiedenen Fässer geben ganz unterschiedliche Farben ab.

Schwenken Sie das Glas, beobachten Sie, wie der ölige Film barocke Kirchenfenster an der Glaswand hinterlässt.

Durch das Schwenken werden die Aromastoffe freigesetzt, die man jetzt mit der Nase bei geöffnetem Mund riechen sollte. Sie werden die unterschiedlichsten Aromen entdecken können: leicht rauchiges Aroma mit einer kräftigen Seenote (Salz und Tang), Spuren von Früchten und Blumen, auch Vanille, Leder und Lackritz.

Nippen Sie langsam am Malt. Während er über Ihre Zunge gleitet, entfalten sich Geschmacksnoten im Mundraum. In verschiedenen Bereichen Ihrer Zunge und des Mundraums werden Sie unterschiedliche Geschmackswahrnehmungen haben. Achten Sie darauf, wie der Geschmack sich wandelt, das nennt man den Abgang. Ein hervorragender Malt sollte immer einen langen Abgang haben. Wenn Sie die volle Wirkung der Aromen und Geschmacksnuancen Ihres Malts herausgefunden haben, können Sie auch noch ein paar Tropfen Wasser, im Idealfall Quellwasser der Destillerie, ins Glas geben, aber auf keinen Fall den Malt verdünnen! Einige Tropfen helfen ebenfalls die Aromen freizusetzen.

Bei diesem 12 Jahre alten Bowmore können Sie Heidekraut aus dem Torf mit Honig und Vanille, den Gedanken an ein reifes volles Getreidefeld mit dem Geruch nach See verbinden. Es ist aber auch diese süße Sherrynote, die den Rauch so angenehm leicht werden lässt. Der lange Abgang ist rund und komplex.

Slainte ...


Lagavulin
oder
Die Mulde, wo die Mühle ist


Bevor wir weitermachen, soll noch darauf hingewiesen werden, dass am Strand von Islay zu dieser Zeit ein Beach-Rugby-Turnier stattfand, das u.a. von der Firma Bowmore gesponsort wurde.


Original schottische Musik durfte dabei nicht fehlen,


natürlich in der Nationalkleidung.

Für unsere Begriffe ging es bei dieser Sportart recht rau zu, und es kam wohl auch durchaus zu einigen Verletzungen, wie man an den vielen Humpelnden bei der Preisverleihung am Abend sah.

Doch kommen wir zum nächsten Whisky.


Die Brennerei Lagavulin liegt östlich des Hafens Port Ellen zwischen Laphroaig und Ardbeg, die wir ja später noch kennen lernen werden. Man sieht wie fast überall auf der Insel die Pagoden, aber zusätzlich steht hier noch ein hoher Schornstein, der ein Charakteristikum der Brennerei ausmacht.


Leider reichte es bei unserem viel zu kurzen Islay-Aufenthalt nur zu einer kurzen Vorbeifahrt nach unserem Ardbeg-Besuch, nachdem wir zunächst die Küste nördlich entlang gefahren sind, um uns das Kildalton-Kreuz anzuschauen.


Doch auch wir wurden bei dieser Gelegenheit interessiert beobachtet.


In dieser wunderschön sonnigen Spätnachmittagsatmosphäre wurden wir auch Zeugen der samstäglichen Badestunde einer Robbenkolonie – ein unvergessliches Erlebnis.

Doch zurück zu Lagavulin. Seit 1816 wird dort offiziell (oder legal) Whisky hergestellt. Man sagt aber, dass an gleicher Stelle schon lange vorher der damals wahrscheinlich noch nicht so edle Tropfen schwarz gebrannt worden ist.

Lagavulin gehört ebenso wie Caol Isla zum United Distillers-Konzern und die meisten Fässer verlassen schon nach drei Jahren die Insel, um die Blended Whiskys "White Horse" oder "Bell's Highlanders" geschmacklich anzureichern.

In den großen in der Regel 500 Liter fassenden Sherry-Fässern bleibt der Single Malt Whisky allerdings mindestens 16 Jahre liegen. In großen Fässern dauert der Reifungsprozess eben länger als in kleineren. Ein solcher Whisky steht nun vor Ihnen.

Seit 1996 ist der Absatz von Lagavulin stark angestiegen. Man kam mit der Lieferung kaum mehr nach. Deshalb wurde im Jahre 2002 auch ein 12-jähriger Lagavulin abgefüllt, der die Absatzprobleme etwas abmildern sollte.

Doch kommen wir zurück zu unserem 16-jährigen "Freund".

Seine Farbe wird als dunkler Bernstein beschrieben, schauen Sie sich ihn also auch an, bevor Sie ihn trinken. Sein Aroma gilt als schwer, kraftvoll, würzig mit Sherry und Rauch, sie müssten es riechen können. Demzufolge ist auch der Geschmack rauchig-torfig mit einem starken Sherry-Anteil. Der Abgang wird als lang, rauchig und "ever-glowing", also immer glühend beschrieben.

Doch probieren Sie selbst, ob, wie und wo er wie lange glüht.

Lagavulin, wir jedenfalls mögen ihn sehr.

Slainte ...


Caol Ila


Etwas nördlich des Fährhafens Port Askaig, am Sund von Islay, der Islay von der Insel Jura trennt, liegt die Destillerie Caol Ila.

Caol Ila (oder Caolila ausgesprochen, wie von den Bewohnern Islays) bedeutet "Sund von Islay". Die Brennerei wurde 1846 erbaut und 1973/74 rundum erneuert. Sie gehört zum United Distillers & Vintners-Konzern, zu dem auch z.B. Lagavulin und Talisker gehören. Sie ist nach Laphraoig die zweitgrößte Destillerie Islays und besitzt sechs Brennblasen ("stills").

Leider konnten wir auf unserem Islay-Trip Caol Ila nicht besuchen, da es dort nur Führungen von Montag bis Donnerstag und Freitag morgens gibt.


Wir besuchten allerdings den kaum mehr als einen Steinwurf entfernten Fährhafen Port Askaig, von dem aus außer der Fähre nach Jura auch eine weitere Fähre zur schottischen Mutterinsel geht.


In Port Askaig gibt es außer dem Hafen nur ein Restaurant mit einer von diesen für Islay so typischen Bars mit einem beachtlichen (nicht nur einheimischen) Whiskyangebot.


Von Port Askaig fuhren wir übrigens weiter ans westliche Ende der Insel, vorbei an der Destillerie Bruichladdich,
die wir leider nicht besuchen konnten.

Bruichladdich ist aus zwei Gründen bemerkenswert: Zum einen gibt es dort eine Whisky-Akademy, in der man in einwöchigen Seminaren die hohe Kunst des Brennens selbst praktisch erfahren kann. Zum anderen stellt sich die Destillerie komplett mit Webcams im Internet vor. Das führte dazu, dass die Brennerei eines Tages eine E-Mail von einer gewissen Ursula aus den USA erhielt, in der diese darauf hinwies, dass eine Webcam defekt sei und man diese doch bitte umgehend reparieren möge. Schließlich stellte sich heraus, dass jene Ursula, die Tarnadresse der Massenvernichtungswaffenabteilung der CIA war, ging man dort offensichtlich doch von der Prämisse aus, dass sich Whisky-Brennblasen vorzüglich für die Herstellung chemischer Massenvernichtungswaffen eignen müssten. Bei einem so militanten Abstinenzler wie George W. Bush ein durchaus nahe liegender Gedanke.


Eine weitere Destillerie, die wir nicht besucht haben, ist die im Nordosten liegende Brennerei Bunnahabhain. Dort wird der süßeste Islay-Malt gebrannt.


Am westlichen Rand Islays liegt das malerische Städtchen Portnahaven. Wer den Film "Local Hero" gesehen hat, kann sich ungefähr vorstellen, wie es dort aussieht.

Obwohl wir also keine Führung durch Caol Ila genießen konnten, wollen wir doch auf die Verkostung des Whiskys nicht verzichten, da es sich bei dem vor Ihnen stehenden 12-jährigen "Hidden Malt" um einen wunderbar runden, Islay-typischen Malt handelt.

Bis 2002 gab es offiziell nur eine 15-jährige Flora & Fauna-Abfüllung. Fast die komplette Produktion verließ die Destillerie als rauchige Zutat für verschiedene Blends, vor allem für Johnnie Walker. Der größere Teil geht auch heute noch in die Blend-Produktion, aber zum Glück hat man sich anlässlich der Malt-Whisky-Renaissance auf die Qualitäten des eigenen Single Malt besonnen. Heute gibt es ihn in den Abfüllungen 12 und 18 Jahre und Cask Strength. Außerdem haben ihn einige unabhängige Abfüller wie Signatory und McGibbon's Provenance in ihrem Programm.

Caol Ila hat keine eigenen Mälzböden ("malting floors"), die Brennerei bezieht ihre gemälzte Gerste ausschließlich von Port Ellen. Die wird dann extrem starkem Torfrauch ausgesetzt, was ein Charakteristikum dieses Malt ausmacht. Die Brennblasen sind schlanker und höher als in den anderen Destillerien Islays und an dem Übergang von den Kugeln in die Hälse nicht eingeschnürt, was dem Whisky mehr seiner ursprünglichen Charakteristika belässt. Außerdem, so mutmaßt man, kommt daher der leicht ölige Geschmack, ein weiteres Charakteristikum des Produkts.

Caol Islay lagert seinen Whisky hauptsächlich in gebrauchten Single-Grain-Whisky-Fässern, was dem Produkt seinen vollen Eigengeschmack belässt. Als drittes Hauptcharakteristikum des Geschmacks kommt neben Rauch und Öligkeit noch Salz hinzu, das der Caol Ila vom nahen Meerwasser erhält.

Doch genug der Theorie – überzeugen Sie sich selbst. Slainte ...


Ardbeg


Wir nähern uns nun dem Objekt der Begierde. Dieser Whisky hat uns von Anfang an begleitet, er wird meist bei Abschluss unserer Konzerte auf der Bühne zelebriert und war zusammen mit Caol Ila sehr hilfreich bei der Produktion unserer Studio-CD.

Ardbeg wurde 1798 an einem malerischen Flecken der Südküste Islays gegründet, wo bereits vorher eine Bande von Schwarzbrennern und Schmugglern gehaust hatte. Die Destillerie begann aber erst 1815 kommerziell zu destillieren und verfügt wie die meisten der Brennereien der Insel über einen kleinen Hafen. 1886 produzierte Ardbeg 1 113 000 Liter reinen Alkohol. Noch zu Ende der 60er Jahren arbeiteten über 300 Menschen in der Brennerei, es gab eine Schule und einen eigenen Kindergarten, die Brennerei selbst war das Zentrum eines kleinen Dorfes.

Ardbeg war die traditionsreichste Brennerei der Insel, es wurde ausschließlich über Torffeuer gedarrt, ihre Pagoden sind ungewöhnlich, weil ohne Ventilatoren. Der Effekt war, dass die torfigen Phenole wegen des fehlenden Luftzuges das Malz besser durchdringen konnten. Heraus kam ein kompromisslos torfiger Whisky, veredelt durch einen vollen Sherrygeschmack. Ardbeg gehört zu jenen Malts, denen auch eine lange Lagerzeit nichts anhaben kann. Die Single Malts des unabhängigen Abfüllers Gordon & MacPhail aus den 70er Jahren haben einen legendären Ruf. Sie sind für mich die größten Malts, es lohnt sich, sie zu suchen.


1977 wechselte der Besitzer und ab 1983 stockte die Produktion. 1990 kauften die Allied Destilleries die Brennerei und legten sie still. 1997 ist sie an Glenmorangie weiterverkauft worden, die dankenswerterweise die Produktion wieder aufgenommen haben. Allerdings ist die Mälzerei wie viele andere Gebäude dort nur noch Ausstellungsobjekt für die zahlreichen Besucher, die Gerste wird in Port Ellen gemälzt, aber in den alten "stills" der Brennerei wird wieder destilliert.

Wir verkosten eine neue Abfüllung, Ardbeg 10 Jahre alt mit 46 % Alkohol, nicht kühlgefiltert.

Intensiv, voller Aromen nach salziger See, verbunden mit Honig, dem Geruch nach Medizin, das aus dem phenolhaltigen Torf entweicht. Toller runder und langer Abgang. Balsam für die Seele.


Die glücklichen Besucher nach Besichtigung und ausgedehntem Tasting mit der Frau des Geschäftsführers, Jackie Thomson, die sich als kundige und liebenswerte Führerin erwies und zu unserer Überraschung erzählte, dass unsere CD in ihrem Visitorcenter als Unterhaltungsmusik gespielt wird. Übrigens sollen sich jedes Mal, wenn die Geschichte mit dem Papagei kommt, ältere Ladies die Ohren zuhalten.


Laproaigh


Laphroaig, die größte Destillerie auf Islay, ist eine der wenigen, welche noch selbst ihr Malz herstellt und auch selbst noch das Torf für die Befeuerung zur Trocknung sticht.


Das Torf aus dem eigenen Moor – dem Glenmachrie Peat Moss –, das eigene Wasser-Reservoir – das Kilbride Dam, ein ausgeklügeltes Destillierverfahren in sieben sehr kurzen Brennblasen führen zu dem charakteristisch torfigen Whisky, welcher heute zu den "top-five" der meistverkauften Malts gehört.

Mit dem 10-jährigen, welchen Sie nun zur Verkostung vor sich haben, kommen wir zu dem wohl umstrittensten Vertreter der Islays.

Über den Geschmack und das Aroma dieses Stoffs wurden schon die aberwitzigsten Vergleiche gezogen. Von Desinfektionsmittel bis Dieselöl ist alles vertreten. Das mag wohl auch dazu geführt haben, dass es während der amerikanischen Prohibition (1920–1933) eine Ausnahmegenehmigung für den Import von Laproaigh als "medicinal spirit" gab. Im wahrsten Sinne "Aqua vitae" – Wasser des Lebens – oder "uisge beatha", wie es die Schotten nennen.

Der intensive "phenolige" Geruch ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass bei Laphroaig während der ersten 18 Stunden ausschließlich Torffeuer zum Trocknen der zum Keimen gebrachte Gerste verwendet wird, so dass das fertige Malz extrem rauchig wird. Die folgenden 12 Stunden wird dann über einem normalen Feuer nachgetrocknet. Hier unterscheiden sich die drei Brennereien an der Südküste Islays (Laphroaig, Lagavulin, Ardbeg) von allen anderen Brennereien in Schottland, die während der Trocknungszeit nur für einen Zeitraum von 4 bis 8 Stunden Torf verwenden (eine Ausnahme macht hier der Longrow Whisky aus der Springbank Brennerei und Octomore von Bruichladdich, deren Malz für 48 Stunden über Torffeuer getrocknet wird). Da die spätere Destillation nur wenig Einfluss auf die Geruchsstoffe hat, bleibt dieses hervorstechende Merkmal im Endprodukt erhalten. Die Hersteller waren wohl vor der Intensität ihres Produktes selbst erschrocken, so ist der heutige 10-Jährige nur noch ein Schatten seiner selbst. Wer den 10-Jährigen in seiner ursprünglichen Brutalität erleben möchte, muss schon auf die Abfüllung in Fassstärke zurückgreifen. Unser Tasting-Beispiel hat zwar noch immer das stark phenolige, rauch- und torfgeschwängerte Aroma, geschmacklich kommt er aber dann überraschend mild daher, ein typischer Islay.


Die Destillerie selbst hat eine bewegte Geschichte. Auf den Etiketten ist als Gründungsjahr 1815 angegeben, nachweisbar ist jedoch nur 1826. Der damalige Gründer, Donald Johnston, starb den Tod eines Brenners – er ertrank in einem "intermediate spirit receiver", dem Fass, in welchem die ersten Destillations-Ergebnisse aufgefangen werden. Danach blieb die Destillerie immer im Familienbesitz, später, nach Aufkäufen durch größere Unternehmen, zumindest noch immer unter der Leitung von Nachkommen der Familie. So heißt der Hersteller noch heute D. Johnston & Co, gehört aber als Tochter zu Allied Destillers.

Doch nun bilden Sie sich bitte Ihr eigenes Urteil. Wir dachten, die Desinfektion gehört an das Ende des Tastings. Slainte ...

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